Handelsboni des Kontorsverwalters

  • Werte und geschätzte HanseatInnen!


    Nach vielen Stunden des stillen Forummitlesens und unzähligen Tippsammlungsrecherchen (ich schätze, dass ich die Sammlung alleine im Ganzen bestimmt mindestens 10 mal durchgelesen habe) erscheine ich dann doch mit einem geneigten Fragenkomplex vor Euch, zu dem ich weder in der Tippsammlung noch im Forum Hinweise gefunden habe.


    1) Bekannt sind die wichtigsten Handelsboni der Kapitäne, welche nur beim Einkauf gelten: 6,2 % bei 3, 10,1 % bei 4, 10,8 % bei 5. Nur der Vollständigkeit halber: wie sind die Handelsboni der Kapitäne bei einer Handelsfähigkeit von 2, 1 und 0?


    Bei letzterem habe ich eine Anekdote aus meinem aktuellem Endlosspiel: In Novgorod einen 0/4/1-Kapitän aufgegabelt und eine Einfachautoroute für die nächste Station Ladoga erstellt. Unter anderem "verkaufe Leder", das du gerade in Novgorod ergattert hast und "kaufe so viel Wolle, wie du für max. 1000 GS bekommen kannst". In Ladoga angekommen, meldet sich mein Neuzugang auch brav mit "kein Ziel vorhanden" und hat seine Ein- und Verkäufe anscheinend getätigt. Doch mein Perfektionismus kontrolliert die Handelspreise direkt nach der Meldung und siehe da: es wäre u.a. noch eine zweite P2_Last Wolle für 993 GS zu haben. Warum hat der Kollege die nicht auch gekauft? Also neu geladen und die Situation beim andocken genau betrachtet: Nö, er kauft nur die erste P2_Last (zum exakt selben Preis von 906 GS als wenn ich sie manuell geklickt hätte) und lässt die zweite liegen. Ein Anheben der Einkaufskosten auf 1100 GS lässt ihn dann auch diese zweite P2_Last kaufen und die dritte für 1082 GS (also wiederum unter dem eingegebenem Maximalpreis) liegen. Dieses Problem habe ich bei Kapitänen mit einer Handelsfähigeit von 0 beim Ankauf von Waren schon mehrfach beobachtet, während der Verkauf tadellos funktioniert. Gibt es dazu weitere Informationen?


    2) Kontorsverwalter gibt es in 5 Stufen, wie lauten deren Handelsboni? Gelten diese nur beim Ein- oder auch beim Verkauf? Dazu habe ich ein paar Tests gemacht und wollte deren Ergebnisse von euch verifizieren, stelle aber fest, dass das gar nicht so einfach ist. Im Endeffekt lassen mich meine Ergebnisse sogar verzweifeln.

    Einkaufstests für Kontorsverwalter sollten eigentlich recht einfach sein: kurz vor dem Tagwechsel der betreffenden Stadt speichern und dann vergleichen, was der automatische bzw. manuelle Einkauf nach dem Wechsel gekostet hat. Kauft man nur eine Einheit (P2_Fass/P2_Last) der Ware ein und ist diese Einheit die erste im Kontor (wofür man leicht sorgen kann), steht ja ganz bequem der "Durchschnittspreis" dieser einen Einheit dazu.

    Allerdings fällt mir beim Test mit meinem Kontorsverwalter der Stufe 2 auf, dass der gezahlte manuelle Durchschnittspreis etwas billiger ist als der angezeigte Einkaufspreis auf dem Hafenkranbutton, als ich die Ware "erklickt" habe. Kann es sein, dass der Kontorsverwalter auch beim manuellen (Ein)kauf einen Bonus bringt?


    Krude wird es, wenn ich den Bargeldbestand nach den beiden Einkäufen vergleiche (um zu verifizieren, ob jetzt wirklich der kleinere der beiden Preise bezahlt wurde). Dieser müsste eigentlich zum gezahlten Preis passen, entsprechend die Differenz des automatischen vs. manuellen Einkaufspreises = die Differenz des Bargeldbestands nach dem Einkauf. Dem ist aber nicht so!

    Ein Beispiel dazu: In Bremen mit meinem Kontorsverwalter der Stufe 2 genau 1 P2_Fass Eisenwaren gekauft (bis 1 P2_Fass Bestand einkaufen), Bargeldbestand nach dem Kauf 72.141 GS, angezeigter Preis 296 GS. Eisenwarenkauf deaktiviert (egal ob bis 0 P2_Fass Fass Bestand einkaufen oder Button deaktivieren) führt direkt nach dem Tagwechsel manuell gekauft zu 71.983 GS Bargeld bei 303 GS angezeigtem Preis, wobei der Einkauf mit 305 GS beschildert war. Woher diese Bargelddifferenz von 151 bzw. 149 GS?

    Wohlgemerkt: Ich habe bei allen Tests sorgfältig darauf geachtet, die Werte immer im gleichen Zeitabschnitt zu notieren, ohne dass mir andere Geldbewegungen dazwischen funken.


    Die Antwort liefern meine späteren Tests zum Verkauf: Es scheint einen Unterschied zu machen, ob der Kontorsverwalter überhaupt mit einer Ware handelt oder nicht! Im Vergleich "erste Einheit vom Kontorsverwalter gekauft und die zweite dann automatisch vs. manuell" kommt diese Bargelddifferenz nämlich nicht vor. Zahlen gefällig? Nach dem ersten automatisch gekauften P2_Fass Eisenwaren ist mein Bargeldbestand 72.141 GS (der Wert ist von eben bereits bekannt :rolleyes_:), ein zweites P2_Fass automatisch dazu gekauft ergibt 71.846 GS gesamt bzw. 295 GS für dieses P2_Fass; statt dessen ein zweites P2_Fass manuell dazu gekauft ergibt 71.835 GS gesamt bzw. 306 GS für dieses P2_Fass. 295/306 ergibt ungefähr 3,6 % Differenz.

    Die dritte Wareneinheit im Vergleich, wenn die ersten beiden Einheiten automatisch gekauft wurden ergeben 296 zu 308 GS, also etwa 3,9 % Differenz. Zu beachten ist, dass bei diesen relativ kleinen Zahlen die Verhältnisse sehr ungenau sind.


    Das Hauptproblem beim Verkauf liegt darin, dass man den jeweiligen Verkaufspreis des Verwalters ja nur aus dem Bargeldbestand nach dem Verkauf einsehen kann. Und hier zeigen meine Tests ebenfalls den eben beschriebenen Effekt:

    Neues Spiel mit einem Kontorsverwalter der Stufe 0 in Lübeck: Bargeldbestand vor dem Verkauf von 1 P2_Fass Fell 298 GS, nach dem Verkauf 1.017 GS bei automatischem Verkauf, 1.013 GS bei manuellem Verkauf. 719 GS zu 715 GS macht einen Gewinn von ungefähr 0,5 %.

    Neues Spiel in Köln, vorgespult, bis der Kontorsverwalter Stufe 1 ist: Bargeldbestand vor dem Verkauf von 1 P2_Fass Eisenwaren 19.420 GS, nach dem Verkauf in beiden Fällen 19.843 GS :120:

    Aktuelles Spiel mit meinem Kontorsverwalter der Stufe 2 in Bremen: Bargeldbestand ohne Verkauf von Fisch (den Button "Fisch" beim Kontorsverwalter einfach deaktiviert) 68.679 GS, nach dem Verkauf von einer P2_Last 69.172 GS bei automatischem Verkauf, 69.185 GS bei manuellem Verkauf. Damit ist der manuelle Verkauf hier mit 506 GS (das stand auch auf dem Verkaufsbutton) effektiver als der automatische Verkauf mit 493 GS. Merkwürdig ist, dass das genau der Preis des Hafenkranverkaufsbuttons vor dem Tagwechsel war :kratz:

    Also noch mal mit einer anderen Ware... und hier ist mir der Effekt aufgefallen. Aber trotzdem ergibt sich wieder ein Widerspruch:


    Mein Test mit meinem Kontorsverwalter der Stufe 2 in Bremen und Tran im Verkauf ergibt an Bargeldbestand ohne Verkauf von Tran (Mindestbestand = aktueller Bestand) 68.961 GS, nach dem Verkauf von einem P2_Fass bei automatischem Verkauf (Mindestbestand = aktueller Bestand - 1) ergeben sich 69.076 GS, bei manuellem Verkauf entsprechend 69.075 GS. Dass der etwas erfahrene Verwalter Tran für 115 statt 114 GS verkauft, erscheint mir sehr plausibel.

    Dagegen Bargeldbestand ohne Verkauf von Tran durch Deaktivieren des Kontorhandels mit Tran ergibt einen Bargeldbestand von 68.923 GS (daher 38 GS Differenz zum "aktiv lassen" des Tranhandels!), der manuelle Verkauf würde wiederum 114 GS auf insgesamt 69.037 GS bringen. Der automatische Verkauf mit den o.g. 69.076 GS bietet also hier 1 GS Handelsbonus plus 38 GS "Aktivitätsbonus" zum manuellen Handel mit deaktiviertem Tranhandel.
    Verkaufe ich nun jedoch noch ein zweites P2_Fass Tran nach dem ersten per Kontorsverwalter verkauftem, ergibts sich wiederum ein anderes Bild: 69.076 GS Ausgangslage, manuell verkauft ergibt 69.189 GS (diese 113 GS für das zweite P2_Fass wurden auch auf dem Hafenkranbutton angezeigt), automatisch verkauft komme ich jedoch "nur" auf 69.172 GS, der Kontorsverwalter hat also nur 96 GS für dieses Fass bekommen :130:


    Insgesamt werde ich aus diesem Bild nicht schlau. Zugegeben, meine Tests waren weder besonders konsistent noch umfassend (verschiedene Startstädte bei immerhin gleichem Schwierigkeitsgrad, nur wenige Waren untersucht, Zusammenhang Produktionsstadt der Ware oder nicht ignoriert...), aber selbst eine grobe Richtung hat sich mir nicht erschlossen.

  • Daher reicht mir die Aufdeckung dieses doch merkwürdigen Phänomens bei der Bestimmung der Handelsboni der Kontorsverwalter, um zunächst nach eventuell bekannten Werten zu fragen und mein Spiel erst mal ohne weitere Tests dazu weiter zu spielen :engel2:, aber meinen Grundgedanken hinter der Frage nach den Kontorsverwalterboni möchte ich doch noch mit euch teilen (die 10.000-Zeichenbegrenzung macht dafür einen zweiten Post notwendig):


    3) Gehtnix und andere schreiben sehr oft davon, dass sich ein Kontorsverwalter immer lohnt, erst recht mit steigender Erfahrung (trotz der verhältnismäßig stark steigenden Lohnkosten von 20 GS pro Stufe täglich). Allerdings kommt dann als Hauptargument immer der tägliche Gang des Kontorverwalters auf den Markt, was der Kapitän des Versorgungskonvois natürlich nicht kann.

    Der Vorteil des Kontorverwalters liegt darin täglich den besten Warenpreis erzielen zu können was der Konvoikapitän --nicht/niemals-- kann!

    Meine Praxis seit jeher in meinen Spielen ist ein von mir sogenanntes "Kontorsschiff", das mit seinen bestmöglichen Handelskapitänen die Zeit vom Setzen bis zur Fertigstellung eines Kontors überbrückt und mit seinen 4 lokalen Stopps den Kontorsverwalter sowie die beliebte Einkaufs- oder Gewürzschnigge vereint. Diese Idee ist nicht neu und habe ich ab und zu auch schon hier im Forum gelesen. Doch ich frage mich seit geraumer Zeit, ob dieses Kontorsschiff nicht auch den Kontorsverwalter ersetzen sollte, wenn das Kontor gebaut ist. Eine detailliertere Berechnung dazu kam mir hier jedoch noch nicht im Forum unter und daher wollte ich die Handelsboni der Verwalter testen, um mir die Frage selbst zu beantworten. Das hat ja nun offensichtlich nicht geklappt :100:


    Doch diese Überlegung lässt sich ja auch von hinten über die Vor- und Nachteile einer Kontorsschnigge gegenüber dem Kontorsverwalter (plus ggf. einer Gewürzschnigge) aufbäumen. Dazu zuerst die vier Stops erklärt, wohlgemerkt es existiert bereits ein Kontor (ob nun fertig gebaut oder nicht ist irrelevant, es geht ja nur um den Lagermöglichkeit in der Stadt):

    (1. Stadt nicht anlaufen)

    2. Bedarfswaren alles (ins Kontor) ausladen, Produkte einkaufen

    3. Bedarfswaren (für 1 Tag) rationiert (ins Schiff) einladen, Produkte (ins Kontor) ausladen

    4. Bedarfswaren alles verkaufen, Produkte einkaufen

    5. Bedarfswaren alles einkaufen, Produkte (ins Kontor) ausladen


    Damit liefert das Kontorsschiff sowohl alle Verkäufe als auch Einkäufe, und das an einem Tag und ohne den Hafen zu verlassen.


    Vergleich gegenüber einem Kontorsverwalter mit beigefügter Einkaufsschnigge

    - Lohn/Heuer: ein (guter) Kapitän und die Mindestbesatzung einer Schnigge gegenüber dem Kontorsverwalter sowie einem Kapitän und die Mindestbesatzung einer Schnigge. Mag sein, dass eine Schnigge ab einer gewissen Zeit als Kontorsschiff nicht mehr ausreicht und eine Kogge oder so ranmuss, aber bis hier kein Konvoi nötig wird, entfällt der Lohn des Kontorsverwalter komplett. Und da dieser mit 10 + 20 pro Level + 1 pro Betrieb sehr schnell mehr Kosten als die gesamte Schiffsbesatzung erreicht und sein Lohn freudig immer weiter wächst (gerade auch bei fleißigem Betriebebau) ein halbwegs nennenswerter Vorteil. Reperaturkosten fallen nicht an, da weder Kontorsschiff noch Gewürzsschnigge den Hafen verlassen.

    - Vorraussetzungen: eine Schnigge und ein Kapitän, also (solange es bei einer Schnigge bleibt) exakt dieselben wie beim Verwalter mit Einkaufsschnigge (Matrosen und Verwalter sehe ich als mehr oder weniger "free" an). Hier gibts aber auch den ersten Nachteil, weil ja ganz am Anfang noch nicht genug Schiffe, geschweige denn (auch noch gut handelnde) Kapitäne vorhanden sind. Gewürzschniggen kann man weglassen, das Kontorsschiff nicht...

    - Die festen Handelsrouten lassen sich in Ruhe erstellen und abspeichern, der Kontorsverwalter muss jedes mal manuell eingereichtet werden.

    - Das Kontorsschiff entlastet wesentlich mehr Lagerraum als die Einkaufsschnigge.

    - Die rationiert einzuladenden Bedarfsmengen müssen beim Kontorsschiff regelmäßig nachjustiert werden, das ist beim Kontorsverwalter nicht der Fall. Der Einkauf ist dabei sowohl bei der Einkaufsschnigge als auch beim Kontorsschiff nicht betroffen.

    - Das Kontorsschiff handelt nicht bei einem zufrorenem Hafen sowie bei Piratenangriffen und Blockaden (?) Das gilt auch für die Gewürzsschnigge, ist hier aber nicht so schlimm.

    - Ein Handelsbonus beim Verkauf (so es denn einen gibt :rolleyes_:) würde den Kontorsverwalter bevorzugen, denn das können Kapitäne nicht leisten. Ob der Einkaufsbonus beim Kontorsverwalter größer als beim Kontorskapitän ist, spielt nur am Anfang eine Rolle, wenn die Städte noch lokal im Überfluss produzieren. Danach verkaufen die Kontorsverwalter ja eh komplett und die Einkaufsschnigge übernimmt die auftretenden Schnäppchen- und Importkäufe und auf diesen hockt ja derselbe (!) Kapitän wie auf den Kontorsschiffen.


    Insgesamt klingt für mich das Kontorsschiff sehr verlockend, ja wenn da nicht etwaige Verkaufsboni wären. Ein Punkt gegen die Kontorsschiffe ist, dass ich für mich einen Weg gefunden habe, bestimmte Importe dank des Regelversorger (ein 4-Stop-System zum Mengenausgleich vorrausgesetzt) abzuschöpfen und dadurch leichter auf die Gewürzsschnigge verzichten zu können (allerdings fallen dann auch alle anderen Schnäppchenkäufe der Stadt weg). Das funktioniert, indem ich die (dafür geeigneten) Importe in den Zielstädten vom Kontorsverwalter aufkaufen lasse und die Importwaren statt dessen durch den Versorger an die Stadt verkaufe:

    (1. Stadt nicht anlaufen)

    2. Zentrallager Bedarfswaren alles (ins Kontor) ausladen, Produkte inklusive (geeignete) Importwaren (ins Kontor) ausladen

    3. Zentrallager Bedarfswaren (für Umlaufzeit) rationiert (ins Schiff) einladen, (geeignete) Importwaren (für Umlaufzeit) rationiert (ins Schiff) einladen

    4. Zielstadt Bedarfswaren alles (ins Schiff) einladen, (geeignete) Importwaren verkaufen

    5. Zielstadt Bedarfswaren (für Umlaufzeit) rationiert (ins Kontor) ausladen, Produkte inklusive (geeignete) Iportwaren (ins Schiff) einladen


    Geeignete Importwaren sind dabei eigentlich nur Gewürze und Salz, wenn das in der Stadt nicht zur Produktion nachgefragt wird, aber immerhin. Alle anderen Import- (Felle, Salz in Fleisch- und Fischstädten und Wein) wie auch die meisten "normalen" Waren haben einen zu hohen Bedarf als dass sie vom alle paar Tage mal erscheinendem Regelversorger lückenlos geliefert werden. Die einzigen weiteren Anwendungsmöglichkeiten wären vielleicht noch Pech und Ziegel sowie unter Umständen (nicht bei fisch-, schon eher bei fellproduzierenden Städten) Hanf, aber hier gibt es wohl auch nur wenig Schnäppchen. Außerdem funktioniert das wie gesagt nicht in den Zentral-/Regionallagerstädten. Hier kommt nur das Kontorsschiff an der Gewürzsschnigge vorbei :giggle: